Da ist er nun. Mein erster Halbmarathon. Meine erste Laufgroßveranstaltung. Bisher konnte ich mir auf zwei, drei kleinen lokalen Volksläufen ein Bild machen, wie das mit dem Laufen so abläuft. Als ehemaliger Fußballer kommt man da gefühlt in eine ganz neue Welt. Aber Fußball ist ist nicht mehr. Fußball, oder besser gesagt, gehässige Gegenspieler haben mir drei Mal mit voller Absicht das Knie kaputt getreten. Das erste Mal, weil ich einem Spieler in der Auswahl den Platz „weggenommen“ habe, das zweite Mal, um „mich langsamer zu machen“ und das dritte Mal komplett aus Frust in der 45. Minute an der Mittellinie, weil es zur Halbzeit bereits 3:0 stand.

Karriereende und 3. Knie-OP mit 19! Kreuzband, Innenband, Innenmeniskus – das volle Programm. Kein Fußball mehr, kein Basketball, kein Skate- und Snowboard. Fahrradfahren geht noch. Alles andere bereitet Schmerzen.

Fast genau 15 Jahre später startet nun also eine neue Karriere als Läufer. Die letzten beiden Jahre habe ich regelmäßig und schmerzfrei laufen können und wie bei so vielen, ist der Halbmarathon die erste große Herausforderung. (Sieben Jahre später schmunzelt man doch ein wenig über den Respekt vor den 21km, läuft man diese Distanz mittlerweile doch recht regelmäßig am Wochenende)

Es geht also nach Mainz zu meinem ersten Halbmarathon. Warum Mainz? Zum einen war der Lauf noch relativ in der Nähe, zum anderen habe ich hier von 2008-2011 gelebt und gearbeitet.

Das ganze Prozedere mit dem Einchecken, Startnummer, Champion Chip und der Pasta Party war schon etwas ungewohnt, aber im Nachhinein betrachtet gut organisiert. Im Startbeutel gab es noch ein Schlauchtuch, das Eventshirt von Saucony hatte ich mir im Vorfeld natürlich als Erinnerung an meinen ersten Halbmarathon bestellt.

Meine Nervosität hielt sich für den ersten Lauf sogar noch in Grenzen. Das hat sich über die Jahre eigentlich kaum verändert. Ich stehe selten nervös an der Startlinie, noch bin ich übermäßig euphorisch.

Mit dem Startschuss ging es los. Natürlich erstmal viel zu schnell, da ich mich vom Feld hab mitreißen lassen. Typischer Anfängerfehler, aber das hat mir auch niemand gesagt. Generell bin ich den Lauf etwas zu schnell und optimistisch angegangen. Ankommen – das war das primäre Ziel. Unter 2:00:00 das andere. Und so lief ich, im nachhinein betrachtet ohne großen Plan oder Konzept, meinen ersten Halbmarathon.

Die ersten 10 Kilometer voller Freude und Energie. Die Verpflegungspunkte mal mehr und mal weniger im Blick, schließlich fühlte ich mich ja noch super. Danach wurde es zunehmend anstrengender und wärmer. Nun fing auch der Kopf an mitzulaufen. „Mehr als die Hälfte hast Du schon“, „Du bist gut dabei, nimm etwas Tempo raus..“ – ihr kennt das alle. Bei etwa 15km geht es noch eine Schleife raus aus Mainz auf die Weisenauer Straße. Hier bin ich schon unzählige Male mit dem Auto und dem Bus langgefahren – aber eben nicht gelaufen. Ein ganz mieses Stück Strecke. Gefühlt endlos lang geradeaus, heißer Asphalt und am Ende ein Wendepunkt. Ich schaue in zahlreiche leidende Gesichter, während ich noch auf dem Weg raus aus Mainz bin. Irgendwann muss der Wendepunkt doch kommen. Zwei Kilometer können verdammt lang und einsam sein. In der Stadt waren irgendwie auch mehr Zuschauer…

Als der Wendepunkt dann endlich erreicht war, änderte sich auch schlagartig meine Perspektive. „Die da müssen das alles auch noch laufen“, „noch gut drei Kilometer, noch mal alles raushauen“ – Laufen ist Kopfsache. Den Zielbogen und somit mein erstes Halbmarathon-Finish gedanklich vor Augen, ging es nun Schritt für Schritt in Richtung Innenstadt. Plötzlich wurde es auch wieder lauter und die Zuschauer an der Strecke halfen mir mit einigen Schüben Adrenalin letztendlich, meinen ersten Halbmarathon über die Ziellinie zu bringen.

Primärziel: check – Unter zwei Stunden: check. Ein Blick auf die Uhr: 01:46:31 für meinen ersten Halbmarathon bin ich mehr als zufrieden. Voller Stolz nehme ich meine Medaille entgegen und erhole mich in der schattigen Fressgass mit Brezeln, Müsliriegeln und Wasser.

Die Tage danach waren geprägt von einer besonderen Mischung aus Muskelkater, Stolz und der Frage: „Wo laufe ich als nächstes?“. Ein Herbstmarathon? #letspushthingsforward

Datum: 10.05.2015

Veranstalter: https://www.marathon.mainz.de/

Platzierung: Zielzeit: 01:46:31 (PB) | Gesamt 930 / 136 (M35)

Kategorien: Laufbericht

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